Seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes gab es erst Mal einen harten Preiskampf, weil die beteiligten Unternehmen Überkapazitäten abgebaut haben, Unternehmen umstrukturiert wurden und rationalisiert wurde. Dies führte zu einem starken Konzentrationsprozess am Markt. Etwa 80 der größeren Stromanbieter sind Fusionen eingegangen, weitere über 500 überwiegend kleinere Unternehmen vereinbarten sogenannte strategische Allianzen und Kooperationen, um sich am Markt behaupten zu können.
Vor der Liberalisierung des Strommarktes
Gab es vor der Liberalisierung noch acht große Verbundunternehmen, sind es inzwischen nur noch vier Große. Dies sind E.on Energie AG (entstanden aus Preussen-Elektra und Baernwerke), RWE AG (fusioniert mit VEW), EnBW AG und Vattenfall Europe AG (entstanden aus Bewag, HEW, Laubag und VEAG). Im Ergebnis führte die Liberalisierung nach kritischen Expertenstimmen somit zu einer Konzentration des Marktes. Noch immer beherrschen die vier Großen das Geschehen, auch weil die Großen etwa 85% des Stroms in ihren eigenen Kraftwerken produzieren. Deshalb können sie die Preise bestimmen, die dadurch stetig angestiegen sind. Häufig liegen die Strompreise heute über denen vor der Liberalisierung. Das hatten sich die politisch für die Marktöffnung Verantwortlichen sicher ursprünglich anders gedacht.
Es gibt in Deutschland fast 1000 Stromversorgungsunternehmen neben den großen vier Anbietern. Das Problem: Nur die wenigsten von ihnen haben hinreichende eigene Kraftwerks-Kapazitäten, ansonsten würde sich die Preisschraube sicher wieder nach unten drehen.
In der Branche der deutschen Stromanbieter arbeiten derzeit etwa 170.000 Menschen, Tendenz steigend. Unter den vielen neuen, meist kleineren Anbietern befinden sich auch viele aus dem Ausland. Nach der Liberalisierung mussten die großen Unternehmen ihre Angebotspakete optimieren, um einen massenhaften Wechsel zu den neuen Wettbewerbern zu vermeiden. Diese lockten Kunden mit Preisnachlässen und starkem Service. Die Großen reagierten und so gab und gibt es ein großes Werben um die Kunden, der sich auch heute noch in vielen Werbe- und Marketingmaßnahmen widerspiegelt. Auf die Zufriedenheit der Kunden wirkten sich die Maßnahmen aber nur sehr bedingt aus. Viele äußern sich in entsprechenden Umfragen unzufrieden mit den Leistungen ihres Stromanbieters.
Seit 1998 haben etwa ein Viertel der deutschen Haushalte ihren Stromanbieter gewechselt, zum überwiegenden Teil wegen günstigerer Preise, aber auch aus ökologischen oder politischen (gegen Atomstrom) Gründen. Fast jeder zweite Haushalt überlegt nach statistischen Erhebungen, in Zukunft ebenfalls den Anbieter wechseln zu wollen. Besonders jüngere Menschen sind grundsätzlich wechselwilliger. Bei den Gewerbekunden hat bereits die Hälfte der Unternehmen gewechselt, bei den großen Industrieunternehmen fast alle.
Tipps zum Wechsel des Stromanbieters
Wer in Deutschland seinen Stromanbieter wechseln möchte, kann dies relativ einfach und unbürokratisch erledigen und hat eine schier unendlich große Auswahl. Gründe für einen Wechsel sind für die meisten Kunden in erster Linie der Preis, aber auch ökologische und alternative Gründe (gegen Atomstrom) sorgen für Wechselwilligkeit.
Für den Konsumenten ändert sich technisch gesehen bei einem Wechsel nichts. Er bezieht den Strom nach wie vor von seinem örtlichen Energieversorgungsunternehmen. Die Rechnung stellt der neue Anbieter. Unsinnig wäre es, dass alle Unternehmen ihre eigenen Kabel verlegten, weil das Stromnetz bundesweit dezentral organisiert ist. Jeder Stromanbieter speist seinen Strom in das Gesamtnetz ein, egal von wo aus. Alle Unternehmen, Industrie, Haushalte und Kunden beziehen den Strom aus dem gemeinsamen Gesamtstromnetz. Stromanbieter können auch reine Stromhändler sein, die nur an- und verkaufen.
Somit besteht auch kein Risiko, dass ein Abnehmer plötzlich ohne Strom dasteht, wenn beispielsweise ein kleineres Stromunternehmen pleite geht. Dann muss der örtliche Anbieter umgehend einspringen. Auch der sogenannte Ökostrom, der in den vergangenen Jahren immer beliebter wurde, ist der gleiche Strom wie von allen anderen, der Kunde erlaubt es dem Ökostromanbieter eben nur, seinen ökologisch hergestellten Strom in das gesamte Netz einzuspeisen.
Wer mit einem Wechsel des Anbieters liebäugelt, sollte sich grundsätzlich vorab gut und umfassend informieren, so lässt sich eine Menge Geld sparen. Hilfreich sind dazu sogenannte Stromrechner im Internet oder entsprechende Lektüre beziehungsweise Beratungsstellen. Durch einen Wechsel können die Kunden den Markt beeinflussen: Je mehr Kunden wechseln, desto intensiver wird das Marktgeschehen, was sich letztlich insgesamt auf den Preis auswirkt. Zudem wollen viele Bürger keinen Strom, der aus Atomenergie gespeist wird oder sie wollen Ökostrom, um dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen.
Der deutsche Strommarkt ist mithin sehr in Bewegung und jeder Einzelne kann die künftige Ausrichtung des Marktes hinsichtlich der Preise, aber auch hinsichtlich der Atomenergie und des ökologisch hergestellten Stroms beeinflussen.
Dirk Schmidt ist Finanzredakteur für finanzfans.info. Dirk hat mehr als 15 Jahre Erfahrung als selbstständiger Finanzberater einer Finanzagentur in Koblenz sammeln können. Seit etwa 5 Jahren bringt er zusätzlich sein breites Finanzwissen als freiberuflicher Finanzredakteur in einschlägige Finanzblogs und -Magazine ein, darunter auch finanzfans.info. Dirk hat hier mit seinen Aufstellungen der möglichen Kartenangebote die Spreu vom Weizen bei den Kartenanbietern getrennt.