Die Mehrzahl der privaten Trader verliert an den Börsen. Diese Aussage steht unumstößlich fest, sie soll keinen Trader davon abhalten, sein Glück dennoch zu versuchen (aber nur mit so viel Geld, wie er schmerzfrei verlieren kann). Im Übrigen ist dieser Fakt auch nicht sehr beunruhigend, denn er spiegelt nur die übrige Gesellschaft wieder: Die Mehrheit aller Lotto-, Roulette- und Pokerspieler verliert, aber auch die Mehrheit der Menschen, die sich auf ein neues Geschäftsfeld begeben, hat keinen Erfolg damit.
Die Mehrheit aller Online-Marketer, die seit den frühen 2000er Jahren mit Werbung im Internet oder mit Online-Shops Geld verdienen möchte, bekommt keinen Fuß auf die Erde. Die Mehrheit aller Bewerber auf einen guten Job bekommt ihn nicht. Auf gute Jobs bewerben sich meistens deutlich mehr als 100 Personen. Dennoch verhungert in westlichen Gesellschaften kaum jemand, die überwältigende Mehrheit aller Menschen kann von ihrer Arbeit leben. Lohnt es sich unter diesem Blickwinkel, mit dem Trading anzufangen?
Risikoverteilung beim Trading
Oft wird über die Risiken beim Daytrading versus Positionstrading geschrieben. Es gibt hierzu beispielsweise Wikipedia-Einträge, die wir gern überarbeiten würden, wenn wir die Zeit hätten, denn sie stimmen definitiv nicht. Vielleicht hat sie ein Viertklässler geschrieben oder ein altersschwacher Lehrer, der auch gern einmal etwas von sich geben wollte, und sei es anonym bei Wikipedia. Falls Sie, lieber am Trading interessierter Leser, dort bei Wikipedia nachgeschlagen haben, vergessen Sie schnell das Gelesene.
Die Risikoverteilung beim Trading hängt nicht vom Zeithorizont ab, sondern von der Kapitalisierung im Verhältnis zum Gesamtvermögen des Traders, dem gewählten Handelsinstrument und nicht zuletzt von den technischen und zeitlichen Ressourcen. Letzteres wird unterschätzt: Wenn Ihre Internetverbindung zusammenbricht oder der Broker versagt, haben Sie schlicht und erschütternd Pech gehabt.
Discounter wie beispielsweise flatex sind dafür berüchtigt. Sie versagen nicht oft, nur einmal in ein paar Wochen oder Monaten, jedoch versagen sie in der Sekunde, in der Sie Ihren Stopp setzen wollten. Das nennt man dann echtes Künstlerpech. Der Broker haftet für solche Pannen ausdrücklich nicht.
Von diesen Umständen abgesehen ist für den Erfolg des Tradings das gewählte Handelssystem verantwortlich. Hier gibt es wohl die größten Schwierigkeiten, wie eine US-Studie des Jahres 2000 nachwies, welche die North-American Securities Administrators-Association, durchführte. Nach dieser Studie erleiden 70 % aller privaten Trader überwiegend Verluste, das heißt, per saldo verlieren sie auf lange Zeiträume gerechnet eher Geld. Eine andere Studie des Forbes-Magazins kam auf einen Prozentsatz von 77 % der Privattrader, die überwiegend Verluste machen. Die Studienreihe erfasste allerdings nur 124 Tradingkonten und erstreckte sich über einen achtmonatigen Zeitraum. In dieser Zeit betrug der Durchschnittsgewinn der 23 % mit Gewinn operierenden Trader 22.000 Dollar, zwei der Trader erzielten einen Gewinn von leicht über 100.000 Dollar.
Weitere Studien zum Trading und Schlussfolgerungen
Spätere Studien aus dem Jahr 2004 wiesen nach, dass Trader eher gewinnen, wenn sie schon im Vorjahr gewonnen haben. Eine Studie jener Zeit von Dr. Brett Steenbarger wies einen inzwischen gesunkenen Anteil von Daytradern mit Erfolg nach, die Quote lag nach jener Studie inzwischen bei nur noch 15 %. Das kann natürlich an der Studiendurchführung liegen, jedoch lässt es einen weiteren Schluss zu: Der Vormarsch der Expert Advisors – also automatischer Tradingroboter – schränkt das Geschäft der privaten Daytrader inzwischen stark ein. Kursbewegungen werden kleinteiliger und sind von Hand mittlerweile wesentlich schwerer zu managen als noch um das Jahr 2000 herum. Trader müssen auf innovative Handelssysteme umschwenken und offenbar auch stärker kapitalisiert arbeiten, um an kleinen Bewegungen partizipieren zu können.
Oliver ist Finanzredakteur für finanzfans.info. Oliver hat schon viele Jahre Erfahrung als Investmentbanker und schreibt nebenher als Freischaffender für einige große Finanzmagazine und Blogs.